NÜRNBERGER NACHRICHTEN - 18.9.2004 - [B0409181]
Die Debatte um den Ausbau der U-Bahnlinie 3 über die Gustav-Adolf-Straße hinaus Richtung Gebersdorf geht weiter. Die Grünen, die die Diskussion angestoßen haben, sehen billigere Verkehrsalternativen für den Nürnberger Südwesten und in den Landkreis Fürth. Dazu zählen sie im Stadtgebiet eine neue Straßenbahnverbindung und im Landkreis die Aufwertung von Buslinien und die Reaktivierung der Bibertbahn.
Die Ökopartei fordert seit Jahren schon einen Stopp des teuren U-Bahnbaus. Bisher sind sie dafür von den großen Fraktionen im Stadtrat stets heftig kritisiert worden. In seltener Einmütigkeit folgten CSU und SPD den Ausbauplänen.
Doch SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder hat in den Sommerferien - sicher nicht ohne Absprache mit Parteifreund und Oberbürgermeister Ulrich Maly - eine verkehrspolitische Wende eingeleitet. Er stellte in Frage, ob ein Weiterbau der U 3 über die Gustav-Adolf-Straße hinaus finanzierbar sei (wir berichteten).
Dafür erntete er prompt Protest von der CSU, aber auch aus den eigenen Reihen. Auffällig: Dazu geschwiegen hat bisher der einflussreiche verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion und VAG-Aufsichtsratschef, Jürgen Fischer. Er hatte den Weiterbau der U-Bahn bisher stets verfochten.
Nun legen die Grünen nach, die heuer noch vor Schönfelder einen Stopp des U-Bahn-Ausbaus gefordert hatten. Aus ihrer Sicht ist der Nürnberger Westen und Südwesten "viel zu stark zersiedelt". "Mit nur einer Linie wie der U 3 nach Gebersdorf kann dieses komplexe Gebiet aus Wohnen, Gewerbe und Industrie gar nicht erschlossen werden", sagt Stadträtin Christine Seer.
Notwendig sei ein flexibles System, das sich nach Bedarf verzweigen lasse. An erster Stelle nennt Grünen-Kreischef Wolfgang Klemm eine neue Straßenbahnlinie von der Landgrabenstraße über Frankenschnellweg, Fuggerstraße, Leyher Straße bis zur Sigmundstraße (siehe Karte Seite 10). "Anders als die U 3 erschließt diese Linie viele dicht besiedelte Gebiete sowie den großen Arbeitgeber Datev und holt die Leute dort ab, wo sie wohnen", betont Klemm.
Diese Lösung käme viel billiger als ein U-Bahn-Ausbau, sagt Seer, und sie sei auch viel schneller zu realisieren. Die U 3 von der Gustav-Adolf-Straße nach Gebersdorf koste 100 Millionen Euro. Eine Straßenbahnlösung schätzt sie auf 40 Millionen Euro. Außerdem ließe sie sich eine Straßenbahn schneller bauen.
(Fortsetzung Seite 10:)
Das Argument, es fehle an der Endstation Gustav-Adolf-Str. an Parklpätzen, lässt Seer nicht gelten. Der Zustand würde auch erreicht, wenn die U-Bahn weitergebaut werde. Denn das dauere zehn Jahre. Außerdem glaubt sie kaum, dass diese innenstadtnahe Stelle ein attraktiver Standort für ein Park+Ride-Platz sei. Für Anwohner müssten aber Regelungen getroffen werden.
Um den Anschluss in den Landkreis Fürth attraktiver zu gestalten, könnten die Buslinien 71 (Oberasbach - Rothenburger Str.) und 70/72 (Zirndorf - Rothenburger Str.) durch kürzere Fahrtakte und die Einbeziehung in die Nürnberger Tarife (wie Stein) aufgewertet werden.
Die Ökopartei schlägt auch vor, die "Rangau-Bahn" (R 11) von Cadolzburg über Zirndorf, Dambach und Fürth-Hauptbahnhof bis zum Nürnberger Hauptbahnhof über ein zusätzliches Gleis weiterzuführen.
Außerdem machen sich Klemm und Seer sowie eine Interessensgemeinschaft für eine Reaktivierung der Bibertbahn stark. Die Bahnlinie (Leichendorf - Nürnberg) ist 1994 stillgelegt worden. Die Stadträtin schätzt die Kosten auf etwa 7,5 Millionen Euro. "All die Alternativen lassen sich mit dem U-Bahn-Geld realisieren."
NN-Kommentar siehe: B0409185
ANDREAS FRANKE - 18.9.2004 0:00 MEZ
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Quelle(Seite 10 [B0409183]):Print/Scan:NWSG